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Fasching am Sternenhimmel

Datum: 16. Februar 2010, 20:45-00:00 Uhr
Ort: Weinberge
Grenzgröße: nicht bestimmt
Wetter: diesig; unter 20° nix am Himmel zu sehen; -3°C..-8°C; es liegt Schnee; kein Wind
Gerät: Newton 6" f/5

Objekte
OC: M35, M36, M37, M38, M41, NGC-2129, NGC-2158, NGC-2175, NGC-2266, NGC-2355*
PN: NGC-2261*
DN: M42
SNR: M1
Planet: Mars

Einleitung

Es hat ja schon lange angedauert, das besondere Wetter. Seit vier Monaten hab ich nicht mehr unter dem Sternenhimmel gestanden. Für den Faschingsdienstag hat sich in den letzten Tagen klarer Himmel angekündigt, die Gelegenheit also, somals fast Neumond ist.

Am Morgen waren wir - ist ja Fasching - auf dem Dürkheimer Karnevalsumzug, los gings um 11:11 Uhr. Das Wetter ist perfekt, klarer Sonnenschein, keine Wolke am Himmel.

Bevor es dann abends losging, noch schnell mal die Wetterberichte studiert. Leuts, es wird was...aber der Himmel hat sich gegen Abend zugezogen. Also ist warten angesagt. Das Auto war schon gepackt und ich sitze zu Hause, trinke Kaffee und schaue regelmäßig vor und hinter dem Haus, wie es aussieht. Gegen 20:15 Uhr wirds klarer, es kann losgehen.

Der Abend

Da ich am nächsten Tag arbeiten gehen muss, fahr ich - wie so oft - auf einen Platz in den nahgelegenen Weinbergen, ca. 5 Minuten von zu Hause weg. Beim Aufbauen zeigt das Thermometer -3°C. Ich muss sagen, das Aufbauen funktioniert noch genauso reibungslos wie vor vier Monaten.

Zu Beginn hab ich erst mal justiert und den Sucher an Sirius ausgrichtet. Hab mich echt gewundert, nichts nachzustellen. Da liegt das Telekop länger rum und nichts hat sich verstellt, perfekt. Nur das Wetter spielt, entgegen den Vorhersagen, nicht ganz mit. Es ist diesig, in Südrichtung ist bis 20° am Horizont ist nicht wirklich was zu sehen, die Nordrichtung ist noch schlechter dran.

Messier 42

Erstes Objekt des Abends ist der große Orionnebel, M42 (DN/SNR in Ori; 4,0mag; 65'x60'; NGC-1976; Orion Nebula), der Klassiker am Winterhimmel schlechthin. Ist schon lange her, das ich das Paradeobjekt des Winterhimmels gesehen hab (und gleich wiedererkannt). Aber irgendwie fehlt dem Nebel etwas an Klarheit im Teleskop. Die vier Sterne des Zentrums sind gut zu sehen, aber der Rest fasziniert nicht wirklich. Warscheinlich macht sich die feuchte Witterung am Nebel bemerkbar und die weiteren Beobachtungen werden nicht so vielversprechend wie die Vorhersagen. Aber egal...

Messier 35

Das nächste Objekt ist der vor kurzem im ATDS diskutierte offene Sternhaufen M35 (OC-III2m in Gem; 5,1mag; 25'; NGC-2168). Dieser 2.800 Lichtjahre entfernt offene Haufen hat ca. 500 Sterne, wovon über 100 hellere (über 13mag) sind. Damit ist dieser 100 Millionen Jahre alte Haufen ein hervoragendes Ziel für kleinere Teleskope. Aufgrund der Größe kann dieser offene Sternhaufen auch schon wunderbar in einer Übersichtsvergrößerung betrachtet werden.

Im 8x50 Sucher finde ich diesen Haufen direkt. Beim Wechsel auf's Teleskop mit einem 13mm Okular sehe ich einen etwas viereckigen Haufen, an dem in südlicher Richtung eine kleine Spitze herausragt. Viele helle Sterne bestimmen den Eindruck des Messier-Haufens, einige dieser Sterne sind in markanten Reihen angeordnet (eine markante in Ost-West, eine in Nord-West Richtung). Der gesamte Bereich ist dann noch übersät mit feineren Sternen, einfach klasse.

NGC-2158

In direkter Nachbarschaft zum Messier-Haufen liegt ca. 15' südwestlich der offene Sternhaufen NGC-2158 (OC-II3r in Gem; 8,6mag; 5'). Dieser kleinere Haufen hat mehr als 10.000 Sterne und ist ca. 1 Millarde Jahre alt. Die starke Konzentration des Haufens ähnelt eher einem Kugelsternhaufen. Bis in die 50-iger Jahren des letzten Jahrhunderts wurde dieser Haufen deshalb auch für einen Kugelsternhaufen gehalten. Aber auf Grund des geringen Alters ist dieser Haufen den offenen Sternhaufen zuzuordnen. Trotz der visuellen Nachbarschaft zu M35 ist er fünf mal so weit entfernt wie M35, ist viel konzentrierter und beinhaltet viel mehr Sterne, hat aber etwa die gleiche Ausdehnung wie der ungleiche Nachbar. Blaue, heiße, junge Sterne sind kaum/keine mehr vertreten, der Haufen wird von älteren, gelben Sternen dominiert.

Der Schwenk von M35 zu NGC-2158 in Richtung 1-Gem mache ich direkt im Okular. Es erscheint ein kleiner, unscheinbarer Haufen mit etwa 8 markanten Sternen. Das Gebiet ist leicht diffus aufgehellt von den vielen Sternen des Haufens (von denen aber nur die markanten Sterne sichtbar sind). Auch bei längerer, intensiverer Betrachtung kommen nicht mehr Einzelsterne zum Vorschein, zu lichtschwach für meinen 6"er sind die zahllosen Haufenmitglieder.

Messier 41

Da das Wetter kaum Deep-Sky Beobachtung zulassen wird, bleib ich heute bei den offenen Sternhaufen und schwenke ca. 4° südlich von Sirius zu M41 (OC-II3m in CMa; 4,5mag; 39'; NGC-2287). Dieser aus ca. 100 Sternen bestehende Haufen ist schon in einem Fernglas ein lohnendes Ziel. Der hellste Stern dieses Haufens ist ein K3-Stern mit 6,9mag. Insgesamt ist der Haufen etwas doppelt so alt wie M35. Im Teleskop erwartet einen ein schöner Anblick, der bei niedriger bis mittlerer Vergrößerung (50-fach) bestens rüberkommt.

NGC-2129

Zurück in den Zwillingen gehts zu NGC-2129 (OC-III3p in Gem; 6,7mag; 6'). Dieser kleine, nicht gerade mit vielen Sternen bestückte offene Sternhaufen ist ca. 6.000 Lichtjahre entfernt und in unserem Spiralarm beheimatet. Das Alter des jungen Haufens wird auf ca. 10 Millionen Jahre geschätzt.

Mit einem kleinen Schwenk von 1-Gem aus nach Westen ist dieser Haufen leicht aufgefunden. Auch dieser Haufen ist unscheinbar und ich musste diesen erst mal als Haufen identifizieren. Im 13mm Okular sieht der Haufen recht unspektakulär aus. Nach dem Wechsel auf das 7mm Okular erscheint das Gebiet etwas marmorierter und strukturierter, neben den zwei im Zentrum hervorstechenden Sternen und einigen weiteren im Feld kann ich aber auch in dieser Vergrößerung keine weiteren Einzelsterne erkennen.

NGC-2266

Weiter gehts in den Zwillingen (ich liebe dieses Sternbild), ich besuche den nächsten offenen Sternhaufen NGC-2266 (OC-II2m in Gem; 9,5mag; 5'). Dieser deutlich lichtschwächere, alte Haufen ist etwa 1 Milllarde jahre alt und liegt 10.000 Lichtjahre von unserem Heimatplaneten entfernt. In unserer Galaxie ist dieser Haufen weit oberhalb der Galaxienscheibe zu finden, wodurch kaum direkte Einflüsse von Sternen der Galaxie auf diesen Haufen einwirken. In diesem Haufen sind viele rote Riesen zu finden, die Aufgrund des Alters massereicher als unsere Sonne sein müssen.

Etwa 2° über ε-Gem finde ich diesen schwachen, offenen Haufen. Im 13mm Okular sieht die Form wie ein langezogenes Dreieck (mit je einem helleren Stern in der Ecke) aus, dessen Fläche leicht aufgehellt wirkt. Die Aufhellung wird im Bereich der beiden dichter beieinanderstehenden Sterne deutlicher. In der Hoffnung, mehr vom Haufen zu sehen, wechsle ich auf das 7mm Okular. Aber auch hier wird der Haufen nicht interessanter und zeigt nicht mehr von seinen alten Sternen.

NGC-2175

Für einen kleinen Schwenk zu NGC-2175 (OC-IV3pn in Ori; 6,8mag; 18') verlasse ich kurz das Sternbild Zwillinge und gehe in den Orion. Mit ca. 60 Sternen ist dieser 6.350 Lichtjahre entferne offene Sternhaufen relativ dünn besiedelt.

Der Emissionsnebel NGC-2174 wird häufig mit diesem offenen Haufen in einem Atemzug genannt, gehen die beiden Objekte doch direkt ineinander über bzw. sind nicht zu trennen. Den Emissionsnebel nennt man auch Affenkopfnebel (war mir bisher nicht bekannt) und ist als Sharpless 2-252 gelistet. Visuell ist dieser Nebel eine Herausforderung bis unmöglich, aber auf Fotos wird das wasserstoffreiche Gebiet deutlich rot hervorstechen.

Dieser Haufen präsentiert sich deutlich größer aus die zuvor beobachteten Nebelchen und wird von 5 Sternen eingerahmt. Im Innenbereich ist ein leicher Flaum mit meinem 6"er mit 13mm Okular zu sehen. Bei längerer Betrachtung wirkt der Haufen nach Osten hin etwas verlängert, ein Teppich aus vielen, ganz schwachen Sternen scheint durchzukommen.

Ich persönlich muss sagen, das dieser Haufen echt interessant und sehenswert ist, versucht es selbst einmal...

NGC-2355

Auf ins Sternbild Zwillinge denk ich mir und suche nach NGC-2355 (OC-II2p in Gem; 9,7mag; 8'). Dieser knapp 1 Millarde Jahre alte offene Sternhaufen suche ich und suche ich und suche ich. Aber irgendwie will er nicht ins Okular. Liegts an meiner Dusseligkeit oder an meiner Ungeduld, ich weiss es nicht. Kaffee und ein Lungenbrötchen sind nun eine willkommene Abwechslung...

Mars

Der kurz zuvor in Opposition stehende Mars soll das nächste Ziel sein, der im Moment im Sternbild Krebs zu finden ist (von Suchen kann ja bei der Helligkeit keine Rede sein).

Die Erwarungen an einen so nahe stehenden Planeten sind schon recht hoch, leider sind die Berichte im Moment immer wieder mit etwas Wehmut geschrieben. Nach dem Aufsuchen mit 13mm wechsle ich schnell ins 7mm Okular (ca. 100-fache Vergrößerung) und schaue eine Zeitlang nach den Details, die ich aus den Zeichnungen kannte. Ich muss aber sagen, das da die Detailerkennung echt schwierig ist. Polkappe und irgendwelche Strukturen auf der Oberfläche sind - wenn man nicht weiss, das da was ist - wirklich schwer auszumachen.

Was solls, ich geh zum Okularkoffer und packe das 3,5mm Okular (ca. 200-fache Vergrößerung) aus. Das war dann ein echter Gewinn. Die Windstille am Abend machen eine Beobachtung mit der Vergrößerung ohne Probleme möglich. Die nördliche Polkappe aus Eis hebt sich deutlich weiss von der Planetenscheibe ab (im Newton ist diese unten). Um den Südpol kann ich nicht wirklich eine Polkappe ausmachen, dafür aber etwas davon weg dunklerere Strukturen, die nach Westen hin (rechts) breiter werden. Trotz fehlender Einnordung der parallaktischen Nachführmontierung bleibt das Kerl'chen schön im Bild, was die Beobachtung bei der Vergrößerung deutlich vereinfacht.

Insgesamt muss ich sagen, das mich der Mars echt positiv überrascht hat. Ohne am Okular zu kämpfen, sind schon einiges an Details zu erkennen. Dazu muss ich aber auch sagen, das die Details bei 200-fach erst richtig gut rüberkamen, darunter wars eher - wegen der Größe - schwieriger.

NGC-2261

Ich möchte noch einen Blick auf ein den veränderliichen Nebel NGC-2261 (DN/SNR in Mon; 3'x1'; Hubbles variable nebula) werfen. Dieser kleine, in der Helligkeit, nicht in der Ausdehnung, schwankende Nebel ist noch sehr jung und der anregende Stern bring den Nebel im Bereich zwischen 12 und 13 Größenklasse zum Leuchten.

Auch hier suche ich im Zeilgebiet und finde das Kerlchen nicht. Zu meiner Verteidigung muss ich dabei sagen, das ich dann auch recht schnell die Suche aufgegeben hab...
Ich weiss nicht recht, was los ist und denke, es ist Zeit, dem Drama ein Ende zu machen

Abschluss

Zum Ende des ersten Beobachtungsabend in diesem Jahr schwenke ich nochmal zu M35. In der Nachbarschaft besuche ich auch noch die drei Fuhrmannhaufen M36, M37 und M38. Dieses Triplett ist einfach immer wieder ein Hingucker. Nochmal zu M1, der immer noch nicht schöner geworden ist, sowie abschließend zum Startobjekt des Abends M42.

Es ist Mitternacht und das Thermometer zeigt -8°C. Das Teleskop ist vereist, die feuchte Luft hat sich ganz schön am Tubus und an der Montierung abgesetzt. Orion und Sirius sind im Begriff langsam unterzugehen, der große Wagen und der Löwe stehen mittlerweile recht hoch am Himmel. Bestimmt ein Ziel für eine der nächsten (Frühlings-)Touren.

Letzte Änderung: 23. Februar 2010